Befreiungen

Es gibt viele Befreiungen, zum Glück:

  • Zuallererst denken wir an die Befreiung der KZ-Häftlinge 1945. In Dachau wird jedes Jahr auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte ein Tag der Befreiung begangen mit ehemaligen Häftlingen und ihren Repräsentanten, mit Politikern und Vertretern der Öffentlichkeit, mit Vereinen, Kirchen, Institutionen, Menschen aus Dachau, München und von anderswo.
  • Und dann gibt es noch eine andere Art von Befreiung, die erst zögernd als solche angesprochen wird: Befreiung der deutschen Bevölkerung 1945. Befreiung statt Niederlage? Seit 1995, fünfzig Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft, meldet sich diese Perspektive etwas stärker zu Wort – ambivalent, schillernd.
  • Befreiung aus dem Würgegriff misshandelnder, missbrauchender, Schuld auf die Kinder abschiebender Nazi-Vorfahren – deren Dramatik und Notwendigkeit wird bisher in der Allgemeinheit kaum gesehen.
  • Ethische Orientierungen neu zu gewinnen aus der Suche nach Befreiung von Nazi-Verstrickungen, das ist Aufgabe noch für lange Zeit in Deutschland und darüber hinaus. Gedenkreden reichen nicht, sondern diese ethischen Orientierungen müssen den Alltag erreichen und müssen aus ihm erwachsen. Das gilt auch für Psychologie und Pädagogik.