Was heißt hier Dialog?
In der speziellen Perspektive des Dachau Instituts Psychologie und Pädagogik verstehen wir Dialog so:
- Er basiert auf einer tiefen Ebene der Verbundenheit, so wie er sich bereits zwischen dem Baby und den erwachsenen Bezugspersonen ausbildet, wahrscheinlich auch schon in der Embryonalzeit.
- Zugleich setzt wirklicher Dialog voraus, die anderen als anders von sich selbst zu sehen und zu respektieren, sie nicht mit sich selbst zu verwechseln.
- Dialog braucht das Fragen. Wir klopfen beim anderen an, fragen ihn oder sie.
- Wir reflektieren uns selbst, unsere Fehleinschätzungen der anderen, lassen uns von ihnen korrigieren.
- Wir hören auf dritte Personen, die Abstand genug haben, um uns in unserer Sicht auf die andere Seite zu korrigieren.
- Wir gestalten diesen Dialog als einen immer weiter gehenden, offenen Prozess, sind bereit für Überraschungen.
- Dialog ist stets in Gefahr des Entgleisens. Wo liegt das an mir, wo an der anderen Seite?
- Ohne Vertrauen kann Dialog nicht leben – aber wo schlägt das um in Naivität? Der Umgang mit Putins Russland in der Vergangenheit ist da ein beklemmendes Beispiel.
- Wenn ich feindselige Tendenzen beim Gegenüber argwöhne, wie weit hat das wirklich mit diesem zu tun, wie weit vielleicht aber auch mit mir selber?
- Si vis pacem, para bellum – wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor. Diese alte römische Maxime hat für uns, die wir als Deutsche nach der furchtbaren NS-Vergangenheit aus ganzem Herzen Frieden wollen, neue Aktualität erlangt angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Das ist ein enormes Spannungsfeld.
- Krieg oder Dialog, das ist die Frage.
- Fazit: Dialog ist keine Idylle – aber individuell und für die Menschheit überlebenswichtig.